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03Feb

Zu viel Hygiene fördert Allergien – Doch nur ein Mythos?

Das aktuelle Angebot an Produkten, die mit Schlagwörten wie “antibakteriell” und “desinfizierend” werben, ist riesengroß. Von Staubsaugerbeuteln, die das Bakteriumwachstum minimieren, über extra-antibakterielle Seifen und Toilettenreiniger bis hin zu Desinfektionsgelen für die Handtasche – Keime und Krankheitserreger werden heutzutage in sämtlichen Bereichen bekämpft.

Doch gerade dieser extreme Drang zur Reinlichkeit hat laut der sogenannten “Hygienehypothese” zur Folge, dass Allergien und chronische Erkrankungen gefördert werden und bei immer mehr Menschen auftreten. Kommt der Mensch nämlich im Laufe seines Lebens nicht mit gewissen Keimen in Berührung oder bekämpft diese sofort mit Medikamenten, kann das Immunsystem seine Arbeit nicht leisten. Das führt zum einen dazu, dass sich weniger eigene Abwehrkräfte bilden und zum anderen sucht sich das Immunsystem infolge des “Arbeitsmangels” andere feindliche Fremdkörper, wie Blütenpollen oder Hautschuppen von Tieren. Einige Untersuchungen scheinen diesen Zusammenhang auch zu bestätigen. So zeigen Vergleiche, dass Menschen aus Ländern mit geringeren Hygienestandards wesentlich seltener mit Allergien zu kämpfen haben als Menschen in reichen Industrieländern. Außerdem zeigen Studien, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufgewachsen sind, ein deutlich geringeres Risiko besitzen an Asthma oder Heuschnupfen zu erkranken, als Kinder, die in der Stadt großgeworden sind. Die Schlussfolgerung der Forscher ist daher eindeutig: Kinder, die bereits in frühen Jahren im Schmutz spielen, stärken ihr Immunsystem. Durch die ständige Auseinandersetzung mit Keimen wird das Abwehrsystem “duldsamer” und registriert diese nicht mehr als potentielle Störfaktoren, so dass man auf Allergene, wie z.B. Blütenpollen, nicht mehr mit lästigen Allergie-Symptomen reagiert.

Doch neben dem Faktor “Reinlichkeit” könnten auch weitere Aspekte für die Entstehung von Allergien oder chronischen Erkrankungen verantwortlich sein (wie bspw. Genetik, Ernährung oder Stress). Daher werden von einigen Forschern immer größere Zweifel laut, ob die Annahmen der Hygienehypothese tatsächlich zutreffen. So wurde kürzlich ein umfassender Bericht über “Die Hygienehypothese und ihre Auswirkungen auf die Hygiene im Haushalt, auf den Lebensstil und auf das Gesundheitswesen” vom International Scientific Forum on Home Hygiene (IFH) veröffentlicht. Eine der zentralen Erkenntnisse lautet, dass die pauschale Aussage, unsere Gesellschaft sei zu reinlich und daher anfällig für Allergien, nicht ohne weiteres zutreffe. Zwar ist es durchaus wichtig, dass wir mit gewissen Mikroorganismen in Berührung kommen. Jedoch sollten diese nicht mit tatsächlich gefährlichen Krankheitserregern verwechselt werden. Es geht den Wissenschaftlern des IFH zufolge also darum, darüber aufzuklären, welche Keime das Immunsystem stärken und welche es tatsächlich angreifen und gefährliche Infektionskrankheiten auslösen. So gehört das Händewaschen nach dem Gang zur Toilette zu einer unerlässlichen Maßnahme und sollte von klein auf gelernt werden. Dagegen dürfen Eltern ihre Kinder auch mal mit ruhigem Gewissen mit anderen Kindern draußen im Garten spielen lassen. Es ist also sehr wichtig, dass sich die Menschen bewusst sind, wie sie mit Hygiene umgehen sollen. Glaubt man nämlich der Hygienehypothese, könnte man fälschlicherweise annehmen, Kinder sollten mit Absicht Keimen und Erregern ausgesetzt werden, um Allergien zu vermeiden. Diese Schlussfolgerung kann gefährlich werden, spätestens dann, wenn es um den Kontakt mit gefährlichen Krankheitserregern geht.

Es gilt also in Zukunft klarzustellen, welche Keime tatsächlich bekämpft werden sollten und welche nicht.

 

Für weitere detaillierte Informationen besuchen Sie unsere Quellen:

planet-wissen.de und zwp-online.de